Historisches


Sankt Elisabeth zu Beesen

Die Kirche St. Elisabeth des heute zu Halle (Saale) gehörenden ehemaligen Dorfes Beesen stammt im Kern aus dem 12. Jahrhundert. Die Mauern des Kirchensaales sind ebenso wie ein kleines Rundbogenfenster der Nordseite im Wesentlichen aus romanischer Zeit. Im 15. Jahrhundert wurde der Saal nach Osten erweitert. 1724/25 wurde die Kirche im Stil des Barock umgebaut. Sie besitzt einen polygonalen Chor. 1743/44 wurde der Westturm errichtet. Er wurde auf rechteckigem Grundriss aufgeführt und geht auf Höhe des Daches in ein oktogonales Glockengeschoss über. Den Turm schließt eine „Welsche Haube“ ab.

Der Saal, dessen Mauern aus Bruchsteinen errichtet wurden, besitzt ein Tonnengewölbe und doppelstöckige Emporen.

Der Kanzelaltar des halleschen Bildhauers Wiener von 1791 bis 1792 füllt die gesamte Höhe des Saales aus. In den Altar wurden ältere Bauteile integriert, so die Kanzel von Johann Christian Trothe von 1725 und Teile eines Flügelaltars aus vorreformatorischer Zeit vom sogenannten Beesener Meister von 1522. Der Glockenstuhl beheimatet ein außerordentlich wertvolles Geläut mit Glocken. Alle Glocken stammen aus dem 15. Jh. Die Älteste wurde 1522 gegossen.   

 

1150 Als erster Bau gilt eine Kapelle im Westen der Siedlung Bizene (Beesen)

1184 Die Kapelle wird von Erzbischof Wichmann dem Moritzkloster übereignet 
1455 Beesen und Ammendorf werden dem Geschlecht von Bose verliehen
1593 Verkauf von Beesen und Ammendorf an die Stadt Halle

1618 - 1648 Besetzung durch Wallenstein (1625), Tilly (1631) und kroatische Söldner (1637)
1655 Verkauf an das Magdeburger Domkapitel
1717 Verkauf an den preußischen Generalmajor von Loeben

1726 Verkauf an die Theologische Fakultät Halle

1788 Rückkauf durch die Stadt Halle

1945 Besetzung durch amerikanische Truppen

1988 Kirchweihe als Gottesdienstraum der Kirchengemeinde

 

 

Sankt Katharinen zu Ammendorf

St. Katharinen befindet sich auf einer leichten Anhöhe und überragt den Ort Ammendorf
barocke Saalkirche: rechteckiger Grundriss 18x 8,7m
besitzt eingezogenen Westturm, 27m hoch, quadratischer Grundriss 7x7m
Sakristeianbau nordöstlich
Friedhof teilummauert mit einigen barocken Grabsteinen

 

Ortsgeschichte:

 

- um 600 n.Chr. besiedelten slawische Stämme das Land an Saale und Elster

- mit Beginn des 9.Jh. errichteten diese eine Sumpfburg an der Elster mit Wall und Graben

- nach Zurückdrängung der Slawen über Elster- Saale- Linie Anfang 9.Jh. wurden auf slawischen Burgen fränkische und sächsische Herrengeschlechter angesetzt, um diese Gebiete zu sichern

- der Ort wurde von Deutschen neu besiedelt, die ihre Wohnsitze an dem aufsteigenden Gelände über der alten slawischen Wasserburg verlegten

- Ammendorf ist deutsche Siedlung, deren Sippe das Dorf nach ihren Stammvater Amalung - Koseform Amo – benannte

- Ammendorf gelangte wohl mit Radewell als Geschenk Ottos des Großen um 961 n.Chr. an das neu gegründete Erzstift Magdeburg

- Ersterwähnung (in schriftlicher Form) erfolgte 1214

- slawische Wasserburg wurde Mitte 13.Jh. Stammburg des Adelsgeschlechtes derer von Ammendorf, Geschlecht seit 1155 urkundlich erwähnt

- 1308 verkaufte Marquard v. Ammendorf die Stammburg und allen Besitz in Ammendorf 

- Geschlecht derer zu Ammendorf starb 1550 aus

 

- 1264 gründet Heinrich v. Ammendorf bei der Nikolaikapelle zu Ammendorf ein

Augustinerkloster für 4-6 Mönche, Kloster war recht klein und arm

- 1274 wurde dieses Kloster mit der Gemeinschaft der Marienbrüder oder Serviten auf dem Klausberge bei Giebichenstein vereint

- diese erste Kapelle in Ammendorf war dem Hlg. Nikolaus geweiht, dem Schutzpatron der Fischer und Schiffer -> wohl um 1200 errichtet

- weitere Nachrichten über Kapelle nicht bekannt

- Ende des 14.Jh erscheint eine mit der Nikolaikapelle nicht identische Kirche, die der Hlg. Katharina geweiht ist, der Schutzpatronin des Erzstiftes Magdeburg

- nimmt an, sie sei eine Gründung des Ritters Hermann Kotze, der 1387 vom Magdeburger Erzbischof Albrecht IV. mit dem Dorf Beesen und wohl gleichzeitig auch mit Ammendorf belehnt worden sei -> wohnte auf dem Schloss

- Erbauung St. Katharinen wird in der Literatur mit 1387 angegeben, ist aber urkundlich nicht nachweisbar, Ausstattung erfolgte 1389 durch Hermann Kotze

- St. Katharinen war Filiale von Radewell

- 1389 erlaubt Erzbischof Albrecht IV. Loslösung von der Radeweller Pfarrkirche und ihre Erhebung zur selbständigen Pfarrkirche -> musste an Radewell Entschädigungen zahlen

- 1394 gibt Moritzkloster seine Zustimmung zur Loslösung -> Patrone und Besitzer des Kirchenlehns werden die von Kotze

- nach Verfügung des Erzbischofs, steht die Einführung und Betreuung des jeweiligen Pfarrers wie bisher dem Propst des Moritzklosters zu, das Patronat aber den Herren v. Ammendorf

- 1455 veräußert Erzbischof Friedrich von Magdeburg die Güter von Ammendorf, Beesen und Planena an Gerorge Bose und machte diese zu einem Mahnlehn

- 1551 teilten sich die Brüder Georg und Christoph Bose Gesamtbesitz: Schloss und Dorf Ammendorf und Peißen gingen an Georg/ Christoph erhielt Beesen und Planena

- im Jahre 1541 Einführung Reformation in Halle und Umgebung

- 1542 wird Georg Franck von Brene, Stadtschreiber und Schulmeister in Bitterfeld zum ersten evangelischen Pfarrer in Ammendorf berufen

- Ammendorf hat seit der Reformation die Kirche zu Beesen, in welche Planena eingepfarret ist, zum Filial

- Hans Georg Bose verkaufte 1594 Ammendorf an die Stadt Halle

- durch Folgen des Dreißigjährigen Krieges große Verschuldung der Stadt Halle -> musste 1655 Rittergüter Beesen und Ammendorf an das Magdeburger Domkapitel wiederverkäuflich abtreten

- 1718 veräußerte Stadt die Güter an preußischen Generalmajor Kurt Hildebrand v. Löben (ließ Schloss 1720 abreißen)

- v. Löben übertrug 1726 seine Ammendorfer und Beesener Besitzungen (Rittergüter) an die Theologische Fakultät in Halle

- 1788 kaufte Stadt Halle seinen Besitz in Ammendorf und Beesen zurück

- 1817-1819 Erbauung der Merseburger Chaussee mitten durch den Ort

- 1917 Eingemeindung Beesens in Ammendorf, gefolgt 1920 von Planena, nachfolgend kamen Radewell, Osendorf und Burg hinzu

- 1937 wird Ammendorf zur Stadt erhoben

- 1950 Ammendorf wird Stadtteil von Halle

 

Baugeschichte:

 

- Gründung St. Katharinen Ende 14.Jh.

- um 1500 ist Kirche im schlechten Zustand -> erfolgt umfassenden Instandsetzung durch Familie Bose 

- zur Aufbringung der Baukosten erlässt Erzbischof Ernst 1504 Ablassbrief und 1509 Ablass zur Fortführung des angefangenen Turmes

- 1511 zwei Glocken aufgehängt

- nach Kirchenrechnungsbuch 1672-1717: erfolgte 1686 eine Umgestaltung des Innern im Zusammenhang mit der Orgeleinführung -> dabei wurde Kirche eingewölbt

- Orgelempore erhielt Wendeltreppe

- in Schreiben des vom Domkapitel Magdeburg bestellten Verwalters für die Güter Ammendorf und Beesen aus dem Jahr 1707, wird von notwendigen Sicherungsarbeiten berichtet (Glockenturm)

- Sicherungsarbeiten erfolgten erst 1738-1742 durch Theologische Fakultät in Halle

- > entspricht heutigem Bau mit einigen Ausnahmen

- neuer viereckiger, eingezogener Turm bis zur Höhe des Kirchenschiffdaches ausgeführt; Kirchenschiff blieb in vorheriger Breite; alte Schiffswände wurden ausgebessert und um etwa einem Meter erhöht; erhielten heutige Fensteranordnung mit Eingängen an Süd- und Ostseite (heute zugesetzt); Chor gerade geschlossen; Kirchenschiff mit geputzter Holztonne überwölbt

- 1754 Glocke durch Friedrich August Becker in Halle gegossen

- 1756 Pfarrhaus neu gebaut

- 1782 erhält Turm achteckigen Aufsatz, Glockengeschoss und welsche Haube mit zwiebelförmigen Abschluss

- 1828 Kirche wird renoviert und erhält neue Orgel durch Kurtze

- 1883 drei neue Glocken gegossen

- 1901 Einbau einer Heizungsanlage in Nordschiffwand

- 1905 Kirche unter Pastor Johann Melchior Kirsch renoviert; massives Hauptgesims Ziegelstein, rote Fließen im Chorbereich, erfolgte Sakristeianbau auf der Nordostseite, elektrische Beleuchtung, nue Orgel durch Rühlmann, Ostzugang zugemauert

- 1928 erfolgte ebf. Instandsetzung

- Kirche verfiel, Anfang der 1980´Jahre konnte kein Gottesdienst mehr geführt werden; Orgel heute zerstört, Dachbalken, Gestühl und Holzempore waren on Schwamm zerfressen

- 1997-1999 erfolgte in drei Bauphasen Instandsetzung des Kirchenschiffs: Dachfläche wurde eingelattet und neu eingedeckt mit vorhandenen Biberschwanzziegeln in Doppeldeckung; erfolgte Sicherung der Dachkonstruktion -> Dachstuhl repariert, profiliertes Holzgesims wurde unterhalb der Holztonne im Innern angefertigt, Entschuttung Mauerkrone und Neuverlegung und –vermauerung des losen Gesteinsmaterials, Schwammbekämpfung

- ab 2000 4. Bauabschnitt: Schwammbekämpfung im unteren Außenmauerbereich, Gestühl verkürzt, Fassadensanierung des Schiffes und Turmes, Fenster im Osten wieder geöffnet...

- ab 2001 Kirche fkt.-tüchtig

 

Außenbeschreibung: ...

 

Inventar:
 
- bei Erweiterung und Umgestaltung 1738 1742 ist Ausstattung erneuert
- heutige Ausstattung bis auf Kanzelaltar, zwei Grabsteinen in der urmnordwand durch Veränderungen im 19./ 20. Jh. Geprägt
Kanzelaltar: hinter Altartisch und vor Ostempore erhebt sich farbig gestalteter Kanzelaltar von 1739; entstammt Merseburger Bildhauerwerkstatt; mit seinen Anbauten ist der Kanzelaltar in die Seitenemporen eingebunden; vertikale Gliederung erfolgt durch seitliche Pilaster mit antikisierenden Kompositkapitellen und des reich profilierten Gebälks; aufsitzende Voluten und eine von Palmblatt umgebene Kartusche enthält Initialen SDG (soli deo gloria) -> darüber Kopf eines Engels; polygonale Schalldeckel und Kanzelkorb sind mit geschnitzten Laub- und Bandwerkornament versehen
 
- Taufstein: heute im Pfarrhaus; aus Holz gefertigt; viereckig, sich nach unten verjüngend, an den Seiten mit geschnitzten Akanthusblattwerk durch Bänder miteinander verbunden; gedrechselte Füße, Fußplatte mit geschnitzten Rosetten
 
- Emporen: vierseitig; 1905 vom Zimmermann Möbus aus Ammendorf angefertigt; seitliche Emporen im Norden und Süden jeweils durch drei Pfeiler getragen, Nordseite weist starke Beschädigungen auf; Teile fehlen im Nordostbereich; Emporenfelder abwechselnd mit biblischen Inschriften und symbolischen Darstellungen geschmückt
 
- Orgel im Westen: heute zerstört; 1828 erfolgte Neubau der Orgel aus abgetragenen Werken durch Kurtze; 1896 reichte Rühlmann einen Neubauanschlag ein; 1901 wurde alte Orgel entfernt und erhielt 1905 verändertes Werk von Rühlmann mit 15 Registern; 1906 schlichte giebelförmiges Prospekt in weiß- goldener Bemalung mit Inschrift: In honorem die gloriamque sum; auf beiden Pilastern saßen musizierende Engel; die geschnitzen Wangen an Seiten hatten Blattornamente -> vermutlich vom Prospekt der ersten Orgel übernomen
 
- Grabplatten: in Nordwand Georg Bose; Umschrift: ANNO 1547 DEN 29.IVLI IST DER GESTRENGE EDEL UND ERNVERSTE IEORG BOSE SEINES ALTTERS 67 JARII AVF AMENDORF FRV VMB 8 SELIGLIG IN GOT ENTSCHLAFEN ...; in Nordwand des Turmerdgeschosses Grabstein Otto Boses, um 1570 -> vermutlich Kindergrabstein
 
- Glocken: 1511 von Anbringung zweier Glocken berichtet -> eine enthielt Inschrift: + ANNO DM MVXI./HS MARIA ANNA VODTER. JOACHIZ; letztere Glocke von matt gezeichneter Form mit Minuskelumschrift bis 1883 in der Kirche, eine zweite Glocke 1754 von Friedrich August Becker in Halle gegossen, verblieb ebf. Bis 1883 in Ammendorf: 1883 wurden von Gebrüdern Ulrich in Laucha drei Glocken aus Bronze gegossen, Durchm. 0,70m (O heiliger Geist kehr bei uns ein), 0,84m (Gelobet seist du Jesu Christ). 1,05m (Allein Gott in der Höh sei Ehr) -> im Weltkrieg teils eingeschmolzen; heute Bronzeglocke 0,70 vorhanden und Bronzeglocke, gen. Lutherglocke aus der ehemaligen Paulusgemeinde in Halle, Durchm. 1,16m, 1895 gegossen

Sankt Wenzel zu Radewell

Radewell, eines der diversen ehemals eigenständigen Dörfer, die heute nach Halle eingemeindet sind, liegt im Süden der Stadt. Erstmals erwähnt wurde Radewell 973 in einer Schenkungsurkunde Ottos des II. als Burgwartort. Der Ort unterstand damals dem Erzstift Magdeburg - im Zusammenhang damit wurde im 11. Jahrhundert vermutlich eine erste Kirche zu Missionszwecken im Ort erbaut. Um 1150 unterstand Radewell dem Moritzkloster Magdeburg, von dem aus die Mission der Slawen geleitet wurde. Radewell als Mutterkirche mit den Filialkapellen Döllnitz, Wörmlitz und Beesen unterstand direkt diesem Kloster. Nach der Auflösung des Moritzklosters fiel Radewell 1520 an das Neue Stift in Halle (unter Kardinal Albrecht von Brandenburg) und später 1541 an das Amt Giebichenstein. 1589 ist ein erster evangelischer Pfarrer im Ort belegt, die Reformation mag edoch sicher schon vorher Einzug gehalten haben. 1813 gehörte Radewell samt dem benachbarten Osendorf dann zum neu geschaffenen Saalkreis. 1920 wurden Radewell und Osendorf, so wie Beesen wenig später, nach Halle eingemeindet und gehören heute zur Stadt und zum Pfarrbereich Süd/Beesen. Eine erste Kirche ist im 11. Jahrhundert denkbar, das heutige Bauwerk wurde um 1150 gleichsam als Wehrkirche zum Schutz der Bevölkerung erbaut. Das Gotteshaus zeigt sich als einschiffiger Bruchsteinbau mit verputzem Mauerwerk samt starken Strebepfeilern mit einem breiten Westquerturm, an dessen Südseite sich romanische Schlitz- und Bogenfenster erhalten haben. Zudem ist im Durchgang vom Turm zum Kirchenraum eine romanische Doppelarkade mit Würfelfries erhalten. Um 1680 erfolgte eine Barockisierung, bei der der Turm sein heutiges Glockengeschoss samt Walmdach und das Kirchenschiff die Eingangshalle und die Sakristei erhielt. Auch der gerade Chorabschluss mit Rund- und Spitzbogenfenstern datiert aus dieser Zeit. Der Innenraum, überwölbt von einer Holztonne, wird von einer dreiseitigen barocken Empore umschlossen, die in späteren Zeiten umgestaltet wurde, ebenso wäre das Vorhandensein einer für den Saalkreis typischen Doppelempore denkbar. Dominiert wird der Blick nach Osten von dem mächtigen barocken, um 1720 geschaffenen Kanzelaltar, der am Korb Akanthusschnitzereien sowie Christus als Weltenrichter, Mose und Aron zeigt. Unterhalb der Kanzel findet sich eine Darstellung des Abendmahls. 1965 und 1998 wurde die Kirche umfassend und denkmalgerecht saniert. Die Orgel, ursprünglich geschaffen von der Firma Rühlmann aus Zörbig, wurde 2004 durch die aus dem ehemaligen Orgelsaal in der Adam-Kuckhoff-Straße stammende Eule-Orgel (Op.234) der ehemaligen Kirchenmusikschule ersetzt, die durch den Umzug der KMS eine neue Heimat suchte und in Radewell fand. Das mechanische Instrument, einer der ersten größeren Neubauten dieser Art nach dem Krieg, umfasst auf zwei Manualen 15 Register und wurde erst 2020 fachgerecht überholt. Durch die Schallfenster tönen heute drei Glocken in die weite Aue hinein, welche eine bewegte Geschichte aufweisen, zumal über ihre Vorgängerinnen nichts bekannt ist - nur der Glockenstuhl aus Holz kündet von den ungefähren Maßen der Vorgängerinnen. Die drei Eisenhartgussglocken wurde 1972 von der profanierten St.Stephanus-Kirche in der Innenstadt beschafft, für die sie 1956 von Schilling&Lattermann gegossen wurden.